Nagel – Drive-By Shots

fullview.phpMit einer Nikon D40 fängt alles an. In seiner ersten von 20 Geschichten erzählt Nagel vom Aufeinandertreffen mit einem verrückten Mädchen in Vancouver, das ihm eben diese Kamera schenkt. Von da an hält er seine Reise-Eindrücke damit fest und gibt seinen Texten bildliches Futter. „Drive-By Shots“ nennt sich das Ganze und endet in Augsburg, wo die Kamera ihren Geist aufgibt. Auf den insgesamt 192 Seiten bekommen die Leser keine Insider-Reisetipps und Nagel erlebt auf seinen Reisen verhältnismäßig wenig – außer dass er einmal fast ertrinkt. Vielmehr wird einem eine misanthropische Aphorismensalve nach der anderen um die Ohren geschossen. Aber ist das nicht auch der eigentliche Grund, ein Nagel-Buch zu lesen? Wer an seinen Ausführungen über das Paar an der Mosel aus seinem letzten Roman „Was kostet die Welt“ viel Freude gefunden hat, wird mit „Drive-By Shots“ genau dort abgeholt. Nagels Texte sind häufig witzig und wahr. Aber wenig von dem, was er hier beschreibt, ist originell oder neu. Ob Black-Flag-Logo als sinnentleertes Statussymbol, absurde Plakate von Hardcore-Freichristen, die Stagnation von Punk bei gleichzeitiger Persönlichkeitsentwicklung oder der allseits geliebte Punching Bag „Wutbürger“ – die Liste ließe sich problemlos fortführen und das alles wäre interessant, wenn man es genau so nicht schon unzählige Male gelesen oder gehört hätte. Das ist wirklich schade, weil die Idee zu dem Buch wirklich gut ist und Nagel selbst bei kleinen Projekten, wie z.B. bei seiner kurzlebigen Band Blood Robots, stets zu überzeugen wusste. Hier leider nicht ganz.

Verlag: Ventil Verlag

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