Antoni Gaudí, positiv verrückter Architekt und Künstler, hatte vor kurzem seinen 90. Todestag. Zu wenig Grund, um in seine Wahlheimat zu reisen. Aber da es sich um die vielleicht tollste Stadt Europas handelt, bekommt ihr hier nun unsere Eindrücke. Barcelona in vier Tagen, und los!
Hinkommen:
Die SLIK-Redaktion ist gemeinhin als Freundin des Bahnfahrens bekannt. Problem diesmal: Barcelona ist einfach zu weit entfernt, es muss der Billigflieger her. Ein bisschen klicken, ein bisschen beobachten, ein bisschen warten – und schwupps hat man Eurowings Flüge für knapp unter 100€ entlockt. Die Flugzeit beträgt um die zwei Stunden, je nach Windlage. Der Flughafen ist schön, dennoch führt einen der Weg nach Landung Richtung Bahn, man will ja in die Stadt. Perfekte Überleitung in den nächsten Abschnitt:
Rumkommen:
Wie so viele andere Städte auch, bietet Barcelona einige Möglichkeiten, um als Touri zu sparen. Wir entscheiden uns für die Barcelona Card, schon vor dem Trip erhältlich unter www.barcelona.de. Der Veranstalter von Stadtrundfahrten und Führungen und offizieller Tickethändler des FC Barcelona bietet aktuell eine 5-Tages-Karte für 57,80€ an. Und die hat es in sich: Nicht nur, dass der gesamte Nahverkehr inklusive ist, ihr kommt so auch gratis vom Flughafen in die City. Danach warten etliche Rabatte in Restaurants, Kneipen, Museen etc. auf euch, und auch eine Menge Kostenloses (dazu später mehr).
Die Metro in Barcelona hat ihre Vorteile, schließlich kommt die Bahn immer. Höchste Wartezeit in vier Tagen: dreieinhalb Minuten. Im Wagen ist es dann klimatisiert und niedlich animierte Spots auf den Mini-Screens erklären uns, dass man sich vor Taschendieben in Acht nehmen sollte. Ist ja fast wie zuhause. Nachteil: Nach Mitternacht fährt nix mehr, nur noch Nachtbusse. Aber Barcelona zu Fuß ist auch sehr schön.
Unterkommen:
Jetzt zur Abwechslung mal eine nicht so ganz elegante Überleitung, ist doch die Suche nach einer Unterkunft wichtiger als Metro-Tickets. Aber sei’s drum. Barcelona ist eine der Airbnb-Hauptstädte, was sich an dem Protest der Einheimischen ablesen lässt. Viele Apartments stehen dem Wohnungsmarkt teilweise gar nicht mehr zur Verfügung und werden für Touristen zweckentfremdet. Verständnis-Level 11 von 10, also suchen wir uns ein Hotel. Wir finden Unterschlupf in einem Luxus-Tempel mitten im In-Viertel El Born, das allerdings erst nach tagelangem Sondieren der Preise und unendlichem Klicken bezahlbar wird (und dann aber so richtig günstig). Unser Tipp an euch kann also nur sein: Geduld haben, kühl bleiben und auch mal etwas knapper vor dem Abflugtermin buchen.
Anschauen:
Von El Born aus sind zwei Highlights in kürzester Zeit fußläufig zu erreichen: Barceloneta und die Altstadt. Ersteres ist die Hafengegend und natürlich die Strandpromenade. So kann man also nicht nur die Straßen einer EU-Metropole besichtigen, sondern sogar ins Mittelmeer hüpfen. Als Touri-Magnet ist diese Ecke Barcelonas natürlich alles andere als billig, aber man muss sein Strandbier ja auch nicht in einem der (wenn auch sehr schönen) Lokale trinken, sondern kann sich mit Supermarkt-Einkäufen in den Sand setzen.
Die Altstadt ist schlichtweg eine Wucht. Winzige und enge Gassen ziehen sich durch Barcelonas wohl schönste Ecke. Ein Balkon ist zauberhafter als der andere, hierfür wurde das Wort „malerisch“ erfunden. Klar gibt es auch hier etliche Shops, die jeden einzelnen Fanartikel des FC Barcelona verticken, aber eben auch jede Menge Geschäfte, die nicht für den Tourismus gedacht sind. Den Stadtplan stecken wir direkt weg, besser lässt man sich treiben und nimmt an jeder Kreuzung den Weg, der noch toller aussieht als die anderen.
Direkt nebenan wartet eine blühende, grüne Oase: der Parc de la Ciutadella. Der ein oder andere Reiseführer wird hier die Mammut-Statue erwähnen, die aber leider gar nicht so erwähnenswert ist. Der Park an sich reicht schon völlig, und natürlich das Cascada Monumental, ein Brunnen, der mal so richtig auf dicke Hose macht. Fotopflicht!
Das meistfotografierte Motiv dürfte dennoch die Sagrada Familia sein. Vorbei am Arc de Triomf schlendern wir die Straßen entlang, bis sich schon bald die Türme auftun. Gaudís unvollendetes Meisterstück ist zwar immer von Baugerüsten „geschmückt“, aber mit etwas Geduld kommt man doch noch an den Winkel, von dem aus die Basilika ihren Fantasy-Charme wirken lässt.
Und wenn man schon bei Gaudí ist: Wem 20€ Eintritt nicht wehtun, sollte die Casa Milà nicht nur von außen betrachten. Innen wird im Sinne der freigeistigen Architektur mal so richtig aufgefahren. Pflichtprogramm ist das Haus jedoch nicht, im Gegensatz zum Park Güell: Gaudís Auftragsarbeit für einen mehr als vermögenden Mann namens – ihr werdet es erraten – Güell ist ein Augenschmaus. 8€ kostet der Gang ins Parkinnere, aber auch draußen habt ihr einen tollen Blick auf Barcelona von oben. Im Inneren wartet nicht nur eine prächtige Säulenhalle, sondern auch die unwiderstehliche Terrasse mit ihren unzähligen Mosaik-Schmankerln auf euch. Lohnt!
Kultur sollte ja bei jeder Reise auf dem To-Do-Zettel stehen. Erster Halt ist in Barcelona das Macba (Museu d’Art Contemporani de Barcelona). Es ist nicht nur Skatertreff Nummer 1, sondern ein empfehlenswertes Museum, welches für uns sogar gratis war (die Barcelona Card lässt grüßen). Aktuell widmet sich eine Ausstellung der Punk-Kultur. Ebenfalls für uns kostenlos (die Barcelona Card glüht förmlich) ist die Fundació Joan Miró: Joan Miró ist nicht bloß einer der namhaftesten Söhne der Stadt, sondern gefeierter Maler und Bildhauer. Auf dem Weg zum hoch oben gelegenen Castell de Montjuïc nehmen wir den Kulturhappen mit, bevor es auf die nächste tolle Aussichtsplattform geht.
Apropos Montjuïc: Auf dem Berg befinden sich zudem das (eher für Sportfans interessante) Olympische Dorf und der Botanische Garten. Für einen Nachmittag könnt ihr hier vergessen, dass ihr in der EU seid und durch die Flora der übrigen Kontinente spazieren.
Nachtleben:
Barcelona ist eine dieser Städte, die einen erschlagen: Überall gibt es Highlights, Sehenswertes, immer ist die Zeit knapp. Bei einem Kurztrip kommt das Nachtleben (wie der Name schon sagt…) zu kurz. Die spektakuläre Club-Landschaft ist wahrscheinlich einen eigenen Bericht wert, wir haben uns nur auf kleinere Schritte beschränkt.
Um der Schickimicki-Party und den dazugehörigen Preisen zu entgehen, werfen wir uns ins Getümmel der Altstadt. Heißer Tipp ist die Manchester Bar, die ihrem Namen alle Ehre macht und Helden des Wave und Britpops an seine Wände hängt. Oasis, The Smiths, die Stone Roses und Radiohead – nur einige wenige musikalische Helden, denen gehuldigt wird. Der Sound passt sich dem logischerweise an, ein Indie-Leckerbissen nach dem anderen. Das Publikum ist überwiegend jung, studentisch und geschmackssicher. Endlich normale Leute!
Wenn in Köln in den Sommertagen die Parks, Plätze und Bürgersteige vor Kiosken gefüllt sind, kann man sich vorstellen, was es ein Klima wie das katalanische bewirkt: Outdoor-Drinking boomt. Was für uns der Brüsseler Platz ist, ist in Barcelona zum einen der Plaça de Sol in Gràcia und zum anderen der Plaça Reial im Barri Gòtic. An beiden kann man es sich ungezwungen mit einer Flasche Wein oder ein paar Dosen Estrella (fliegende Händler verkaufen sie an jeder Ecke) gemütlich machen. Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist hier zwar verboten, aber niemand hält sich dran. When in Spain, do as the Spanish do.
Und damit verabschieden wir uns mit dem wohl einzigen Barcelona-Bericht, der ohne die La Rambla auskommt (also abgesehen vom infantilen Wortspiel im Titel). Wen sie dennoch interessiert, googlet am besten. Schönen Urlaub!
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