Über elf Jahre ist es jetzt schon her, dass sich die britische Band Maximo Park gegründet hat. Und Songs wie „Apply Some Pressure“ oder „Books from Boxes“ sind immer noch Indie-Dikso Evergreens. Das fünfte Album „Too Much Information“ kam Ende Januar raus, Zeit für eine Deutschland-Tour. Lisa Bertram hat für SLIK mit Schlagzeuger Tom English gesprochen.
Ihr wart in Hamburg, Berlin, München und Köln. Wie lief eure Deutschland-Tour?
Wir hatten eine tolle Zeit hier. Das Publikum fand unsere neuen Songs gut. Wir können es kaum erwarten, wieder herzukommen!
Ihr seid seit über zehn Jahren im Musikbusiness tätig, was ist jetzt anders als 2003? Hat sich viel verändert?
Ja, es ist viel schwieriger geworden, Alben zu verkaufen! Einer der Gründe, warum wir das neue Album selbst produziert haben, war, um Geld zu sparen. Die Labels haben kein Geld für große Studios und Produzenten. Oder Musikvideos. Was eigentlich gut ist, weil sie kaum einer guckt, außer mal auf dem Smartphone.
Moment, findest du nicht, dass Musikvideos nach wie vor wichtig sind? Es ist vielleicht anders als damals mit MTV, aber es gibt zahlreiche Plattformen für Musikvideos und man kann sie doch noch leichter mit Freunden teilen und so verbreiten.
Na ja, Musikvideos sind immer noch wichtig, aber sie tragen nicht mehr so zum Image einer Band bei, wie sie es in den 80er, 90er oder 00er-Jahren getan haben. Weil man Musikvideos heutzutage anders sieht. Auf Webseiten schaut man mal flüchtig drüber oder am Smartphone oder PC mit kleinen Lautsprechern. Musikvideos sind austauschbar geworden. Zumindest gibt es in Großbritannien ohne MTV oder Channel 4 kein wirkliches Musikfernsehen mehr. Hin und wieder überträgt die BBC Festivals oder Musikpreisverleihungen, aber keine Musik-TV Shows. Musik und Fernsehen driften voneinander ab, dabei war das damals kaum voneinander zu trennen. Und ich denke nicht, dass das Internet – so benutzerfreundlich es auch sein mag – einem Musikvideo jemals den gleichen kulturellen Einfluss geben kann wie das Fernsehen. Fernsehprogramm ist festgelegt und bindet eine große Menge Zuschauer zur gleichen Zeit an ein Programm. Wie zum Beispiel bei einer neuen Show, wie damals Top of the Pops. Das war ein Event, an das sich die Leute erinnert haben. Und nicht nur flüchtig auf dem iPhone auf dem Weg zur Arbeit gesehen haben. Aber ich glaub, ich belass es dabei.
Was hat sich noch im Business verändert?
Es ist auch schwerer, günstige Clubshows zu geben und die Ticketseiten machen es noch schwerer, weil die Gebühren so teuer sind. Die Konzertszene wird von den Festivals dominiert. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile. Festivals sind toll für das Publikum, aber für neue Künstler ist es sehr schwer, das Publikum zu beeindrucken und dann für eigene Konzerte zu gewinnen. Wir hatten großes Glück, dass das bei uns damals geklappt hat.
Hat sich denn auch das Musikmachen selbst verändert?
Was das Schreiben und Aufnehmen der Songs angeht, nein. Wie gesagt, wir produzieren uns jetzt auch selbst, was nicht völlig anders ist. Wenn überhaupt, hat es uns etwas abenteuerlustiger gemacht. Ich bin aber trotzdem froh, dass wir das nicht bei den ersten Alben so gemacht haben. Wir haben aus der Erfahrung mit Produzenten viel gelernt. Ich denke, mit der Zeit wird mal selbstbewusster und effizienter, aber man braucht immer noch Inspiration und braucht den Mut, etwas zu verwerfen, das nicht so inspiriert war. Auch wenn es lange dauert, bis man das merkt!
„Too Much Information“ ist euer fünftes Album. Seid ihr zufrieden?
Es gab eigentlich keine wirklichen Erwartungen. Wir haben gemacht, was wir wollten. Wir haben die Songs einen nach dem anderen geschrieben und aufgenommen. Die Songs haben sich deshalb sehr natürlich und schnell entwickelt, im Großen und Ganzen ohne Richtung. Deswegen ist das Album auch so vielseitig und uns gefällt das Ergebnis sehr. Ich hoffe, dass wir uns weiter so entwickeln.
Von wem stammt die Idee für das Albumcover?
Matt Stokes, ein Künstler aus Newcastle, den wir kennen. Den haben wir gebeten, das gesamte Artwork zu machen und die Videos. Er hat das Bild von einem alten Partyflyer.
Wenn du den Soundtrack für einen Film machen könntest, welche Art von Film wäre das oder für welchen speziellen Regisseur?
Ein Jim Jarmusch Film wäre ziemlich cool. Und ich mag seinen neuen Film „Only Lovers Left Alive“. Etwas, wo die Musik wirklich live im Film gemacht wird, das wäre cool.
Gibt es noch was, das du sagen möchtest?
Ihr solltet euch wirklich „Too Much Information“ kaufen.
(Text und Interview: Lisa Bertram, Bild: Universal Music)