„Mir doch egal, ich bin trotzdem cooler“ – Interview mit Kraftklub

Spätestens seit dem Bundesvision Songcontest sind die sympathischen Chemnitzer von Krafklub in aller Munde. Mit Bodypainting-Anzügen bekleidet traten sie für Sachsen an und sangen von der Hipster-Metropole Berlin, in der sie absolut nicht leben wollen. In einer Mischung aus Rap und Indie-Rock gibt es Texte über Randale, Fernbeziehungen und ADS-Kinder, mit denen sie auf ihren Konzerten mächtig für Pogo-Kreise sorgen. Kraftklub sind gerade auf ihrer „Autobahn Zur Hölle“-Tour durch ganz Deutschland unterwegs. SLIK-Autorin Lisa Bertram hat mit Sänger Felix über Rebellion, Loser-Images und Berlin gesprochen.

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Ihr habt den New Music Award gewonnen und wolltet eure Preisgutscheine für eine Biermaschine eintauschen. Was ist daraus geworden?

Daran tüfteln gerade noch Freunde von uns dran rum, genau wie an der Wurst, die nie endet. Aber da muss ich doch noch mal die Laborleute fragen, wie es darum steht.

In eurer Biografie steht: „Dieses Loser-Image wissen sie Gewinn bringend einzusetzen. Es ist fast wie mit den armen Tieren im Zoo, man möchte ihnen permanent über die traurigen Köpfe streicheln“. Wie steht ihr zu diesem Image?

(lacht) Willst du mir über den Kopf streicheln? Das hat was mit unserer Sozialisation zu tun, da wo wir aufgewachsen sind. Da kriegt man schon als kleiner Rotzer eingeimpft, dass man aus der Luschenecke von Deutschland kommt. Wenn du in den Urlaub fährst und die anderen westlichen Kinder dich automatisch als Lusche ansehen, dann eignet man sich das total schnell an. Dieses überspitzte Lokalpatriotistische. Dieses „Na und? Dann komm ich halt aus der größten Kackstadt der Welt, ist mir doch egal, ich bin trotzdem cooler. Dafür seid ihr unsympathische Gewinner, euch kann auch niemand leiden“. Das ist einfach die Mentalität, die bei uns durchschimmert und das schimmert auch in unseren Texten mit durch.

Apropos Texte, in „Zu Jung“ geht es darum, dass man gegen nichts mehr rebellieren kann. Gibt es wirklich nichts mehr, für das unsere Eltern nicht schon gekämpft hätten.

Nee nee, es ist nicht so dass es nichts mehr gibt, gegen das man rebellieren könnte. Es geht um die Vorstellung, wie schlimm es früher hätte gewesen sein können, wenn wir die Geschichten von unseren Eltern hören… Mir ist bewusst, dass in einer Diktatur aufgewachsen zu sein beschissen gewesen sein muss, aber trotzdem hatte es eine gewisse Romantik an sich – wenn meine Eltern sich dann in Künstlerszenen kennengelernt haben. Geeint durch die politische Ausrichtung: gegen das System. Klar, es gibt schlimme Sachen und es gibt erstrebenswerte Bewegungen wie die Occupy-Bewegung zurzeit, aber ich muss einfach sagen, dass es mir gut geht in diesem System. Ich bin glücklich, dass ich, wenn ich mal nicht mehr Musiker bin und nichts anderes finde, nicht verhungere. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass es gut wäre, wenn man ein bisschen mehr Wut hätte… Es ist schwer zu beschreiben.

Kommen wir zu eurer ersten Single „Ich will nicht nach Berlin“: Ist das eine Bewegung gegen Hipster?

Es ist nicht unbedingt ein Anti-Hipster-Lied. Das kam dadurch, dass wir in Berlin waren, weil unser Management gerne hätte, dass wir dorthin ziehen. Und dann waren wir probehalber zwei Monate dort, als Band. Wir haben da unser Demo aufgenommen, und während dieser Zeit gingen uns die Menschen so auf die Nerven, dass wir noch in unserem Studio diesen Song geschrieben haben. Alles, was wir beobachtet haben, haben wir in das Lied gepackt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der „Autobahn zur Hölle-Tour“ und Berlin als Fast-Endstation dieser Tour?

Wir haben ja an sich nichts gegen Berlin, da ist schon schön viel los. Der Zusammenhang ist mir gar nicht aufgefallen. Wir finden Berlin mal zum Urlaub machen nett, wollen da aber echt nicht leben. „Autobahn zur Hölle“ ist einfach ein Zitat von „Highway To Hell“. Altes Rock‘n‘Roll Klischee.

Ihr wart zusammen mit Casper auf Tour, hattet dort mehrere kleine Challenges mit ihm und seiner Band und der Verlierer musste sich den Punktestand tätowieren lassen – wer hat denn nun gewonnen?

(lacht) Die Pfeife! Die müssen sich ja tätowieren lassen! Wir haben haushoch gewonnen! 56:42 für uns! Top, Alter. Ich will ihn mir ja auch tätowieren lassen. Aber erst, wenn der Benny seins hat. Der lässt sich im Moment aber nur so blöde Eulen stechen.

Vielen Dank für das Interview, Felix. Und noch viel Spaß auf der Tour!

(Text und Interview: Lisa Bertram, Foto: Philipp Weiser)

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