„Einfach mal reden?!“

2013.10-Unileben-KSB-P1010322-Kopie-600x450Prüfungs-, Lern- und Beziehungsstress, WG-Zoff, das Einleben in einer neuen Stadt und Schwierigkeiten, Anschluss zu finden – wer kennt das nicht? Dies sind typische Themen, mit denen sich StudentInnen beim Kollegialen Studentischen Beratungsnetzwerk (KSB) melden.

Im Zuge der Modularisierung der Studiengänge gibt es immer weniger Raum und Zeit für Kommunikation und Austausch zwischen den Studierenden. Das KSB hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Lücke zu schließen, indem es kostenlose und persönliche Beratung von Studierenden für Studierende anbietet.

Das Netzwerk wurde von Ulrike Meier (Lehrstuhl Prof. Reich, Universität zu Köln) im Wintersemester 2010/2011 ins Leben gerufen. In ihren Seminaren vermittelt sie theoretische und praktische Grundlagen zum Thema Kommunikation und Beratung. Vor allem die praktische Arbeit in den Seminaren brachte viele Studierende auf den Geschmack: „Gespräche auf einer kollegialen Ebene zu führen, hat so viel Hilfreiches und Anregendes. Wir wollten, dass auch andere davon profitieren“, schwärmt Frenni, eines der Gründungsmitglieder über das Netzwerk. „Nicht nur die Ratsuchenden profitieren von der Beratung, auch die BeraterInnen erweitern mit jeder Begegnung ihre Gesprächsführungskompetenzen, sammeln Erfahrung und werden aufs Neue darin bestärkt, dass miteinander reden sehr hilfreich sein kann.“

Heute hat das KSB zwei „Standbeine“: Es nutzt einerseits Möglichkeiten und Freiheiten studentischer Selbstverwaltung, kooperiert u.a. mit dem StAVV der Humanwissenschaftlichen Fakultät und dem AStA der Uni Köln. Parallel nehmen die Mitglieder regelmäßig an Training, Supervision und Weiterbildungen teil, die in Anbindung an den Lehrstuhl angeboten werden.

Mittlerweile ist das KSB auf eine Gruppe von 13 ehrenamtlichen BeraterInnen angewachsen, die nicht nur hilfreiche Methoden kollegialer Gesprächsführung kennen, sondern auch gezielt lösungsorientierte Impulse zu setzen wissen, die ihre Kommilitonen auf neue Ideen bringen, Klarheit schaffen und neue Lösungsräume öffnen können. Das KSB arbeitet auf Grundlage eines humanistischen Menschenbildes: „Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch ganz spezielle Fähigkeiten und Stärken hat und wollen den Ratsuchenden dabei unterstützen, diese zu entdecken und zu nutzen. Jeder hat einen anderen Blick auf die Wirklichkeit. Daran möchten wir teilhaben und damit arbeiten“, sagt Marie vom KSB. „Es gibt nicht die eine, richtige Lösung. Jeder trägt ihre oder seine Lösung bereits in sich und wir wollen helfen, ihr auf die Spur zu kommen.“

Einige fragen sich vielleicht an dieser Stelle, wofür „kollegial“ eigentlich steht. Die Gruppe versteht sich als Angebot auf Augenhöhe, schließlich sind die Mitglieder auch alle StudentInnen, die genauso mit den Herausforderungen des Studiums (und des Lebens im Allgemeinen) konfrontiert sind. Im Gegensatz zu Beratungsangeboten, bei denen es einen klaren Experten gibt, versteht das KSB den Ratsuchenden als Kollegen, der die gleiche Lebenswirklichkeit teilt. „Kollegiale Beratung ist eine Form professionellen pädagogischen Handelns, die auf Entlastung des Arbeitslebens zielt. Sie kann als Hilfe zur ’Selbsthilfe’ verstanden werden, welche die Akteure unterstützt, Fragestellungen des Berufsalltags zu strukturieren und systematisch zu reflektieren, um neue Sichtweisen und Lösungsoptionen zu entwickeln“, erklärt Ulrike Meier.

Was aber unterscheidet ein Beratungsgespräch mit dem KSB von einem Gespräch unter Freunden? Als Gesprächspartner verfügen die BeraterInnen nicht nur über die Kompetenz, ein Gespräch hilfreich zu strukturieren. Als Außenstehende fällt es ihnen leichter, dem Ratsuchenden eine neue Perspektive aufzuzeigen. „Was diese Beratungsform besonders auszeichnet, ist ihre Niedrigschwelligkeit“, so Frenni. Es fällt vielen leichter, sich bei Redebedarf ans KSB zu wenden als beispielsweise an Psychologen oder andere Einrichtungen. Selbstverständlich gilt in Bezug auf die Beratung absolute Verschwiegenheit. „Das ist uns äußerst wichtig“, erläutert Frenni, „denn nur so können wir die Qualität einer Beratung tatsächlich gewährleisten.“

Neben der persönlichen Beratung geht es dem KSB auch darum, Raum für echten Kontakt mit KommilitonInnen in einer wertschätzenden Atmosphäre zu schaffen. „Gründungsidee des KSB ist die kollegiale Vernetzung zum Zweck der gegenseitigen Unterstützung. Dies ermöglicht nicht nur den Austausch vielfältiger Informationen, sondern wirkt auch Tendenzen von Einzelkämpfertum und Isolation entgegen“, erläutert Ulrike Meier. Im Zuge des Turbo-Studiums fehlt oft die Zeit, mal nach links oder rechts zu schauen. Im Austausch mit anderen wird oft deutlich, dass wir doch alle ähnliche Aufgaben zu bewältigen haben, allein das kann schon entlastend wirken.

Obwohl das Projekt in seiner Form einzigartig ist, stellt sich das KSB weiterhin der Herausforderung, sich an der Uni fest zu etablieren und über die Humanwissenschaftliche Fakultät hinaus, wo das Projekt entstanden und angesiedelt ist, Bekanntheit zu erlangen. „Wir wünschen uns, dass alle Studierenden unser Angebot kennen, um es bei Bedarf jederzeit in Anspruch nehmen zu können“, fasst Marie das Ziel zusammen. Tatsächlich geht das KSB mit schnellen Schritten voran: Mit Beginn dieses Semesters wird es in Kooperation mit dem StAVV und dem AStA donnerstags an der Humanwissenschaftlichen Fakultät sowie dienstags im neuen Seminargebäude des Hauptcampus eine feste Sprechstunde geben, zu der Interessierte herzlich eingeladen sind.

Wenn auch du „Einfach mal reden?!“ möchtest, freut sich das KSB auf deine Anfrage per E-Mail (ksb-info@uni-koeln.de). Innerhalb von 24 Stunden bekommst du einen Terminvorschlag für ein persönliches Gespräch. Weitere Infos findest du auch auf www.ksb-unikoeln.de.

(Text: Frenni Gnest & Marie Jünger)

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