Die Bewerbungsmappe

Wir kümmern uns weiterhin um eure Zukunft, und blicken dieses Mal auf die Bewerbungsmappe. Hierbei geht es darum, wie ihr ein gutes Bild von euch vermittelt, noch bevor ihr an den Ort des Geschehens gelangt – nämlich euren späteren Arbeitsplatz. Erneut haben wir die besten Tipps gesammelt und uns mit den Experten ausgetauscht.

Der Arbeitsmarkt wird immer härter, wie man nicht nur in den Nachrichten gesagt bekommt. Um an die begehrte Stelle zu kommen – sei es ein Aushilfsjob oder gleich die erste Sprosse auf der Karriereleiter – müsst ihr euch gegen eine Vielzahl von Bewerbern behaupten können. Die erste Hürde besteht darin, sich überhaupt vorstellen zu dürfen und nicht durch das große Raster zu fallen. Und genau das funktioniert mit einer ordentlichen Bewerbungsmappe, inklusive Anschreiben, Lebenslauf, Foto und gegebenenfalls Zeugnissen und Arbeitsproben.

Eine Universallösung gibt es für die Erstellung der Mappe nicht, wie Taylan Baran, Bewerbungsberater der MLP weiß: „ Das ist das Schwierige bei dieser Thematik – man muss schon je nach Studienrichtung, je nach Branche schauen, was sich empfiehlt. Man kann nicht pauschal sagen: es gibt den einen Musterweg oder die Mustermappe. Auf ein paar Punkte sollte man achten, wenn man seine Bewerbungsmappe fertigstellt, aber der Feinschliff ist ganz wichtig“. Relevant ist nicht nur der Bewerber selbst und seine Studienrichtung, sondern auch der Empfänger. „Die Bewerbung eines Juristen bei einer großen Werbeagentur kann z.B. weniger förmlich und kreativer ausfallen als bei einer Kanzlei oder Unternehmensberatung“, wie uns Borna Wakiel von Jobskill (www.jobskill.de) erklärt. Ähnlich sieht es auch Florentine Sellier vom Beratungsinstitut Köln: „Im kreativen Bereich darf ich auch als Bewerber innovativer sein, die Bewerbungsidee spricht dabei eventuell schon für mich. Bei einer Bewerbung in der Werbebranche kann ich mich bspw. selber als ‚Produkt‘ darstellen, eventuell durch ein Plakat oder einen kurzen Werbefilm. Dabei sollten aber die wesentlichen Informationen zur Person und zum Werdegang trotzdem enthalten sein“.

Das Anschreiben
Zu jeder Bewerbung gehört ein individuelles Anschreiben, welches quasi den ersten Schlüssel zur Einladung zum Vorstellungsgespräch darstellt. Der erste Blick der Personaler fällt genau hier drauf, und ihr wisst ja, wie das mit den ersten Eindrücken nun mal eben so ist: sie können sehr entscheidend sein.

Es gibt genügend Bewerber, die das Anschreiben zu sehr auf die leichte Schulter nehmen, da es Vielen nicht bewusst ist, wie relevant es für den Erfolg der Bewerbung ist. Hierbei gilt es, die klassischen Fehler zu vermeiden, die sich immer noch in die Bewerbungen schleichen. „Es passiert oft – gerade bei Initiativbewerbungen – dass zu schwammig formuliert wird, dass die Prägnanz einfach nicht zu sehen ist, warum das Unternehmen den Bewerber nehmen sollte. Das bedeutet, dass der Personaler aus der Bewerbung herausliest, dass es eigentlich eine Massenbewerbung ist, wo nur oben links der Empfänger geändert wird – und das geht natürlich nicht. Der Student muss sich schon die Mühe machen, Zeit zu investieren, sich ordentlich auf das Unternehmen vorzubereiten und das Anschreiben anzupassen“, wie Taylan Baran betont. „Ein weiterer Hauptfehler, der leider immer noch sehr oft vorkommt, ist, dass Soft Skills, die ja grundsätzlich positiv sind, lediglich aufgezählt werden. Dabei denkt sich der Personaler: das kann ja jeder erzählen. Ich muss es schaffen, anhand von Punkten, die ich in meinem Lebenslauf bisher durchlaufen habe, die Aussage zu qualifizieren“.

Weitere Tücken liegen sogar schon in der Anrede: „Ein ‚Sehr geehrte Damen und Herren…‘ ist ein absolutes No-Go. Es muss immer vorher geklärt werden, wer für die Bewerbung im Unternehmen zuständig ist. Der Name und eventuelle Titel müssen dabei richtig geschrieben werden“, laut Florentine Sellier. „Auch Rechtschreibfehler sind unbedingt zu vermeiden. Den Text daher selber mehrmals lesen, von anderen Personen gegen lesen lassen und sich dadurch auch kritisches inhaltliches Feedback holen. Und man sollte die persönliche Unterschrift nicht vergessen“.

Für die Länge des Anschreibens rät Taylan Baran: „Es sollte bei einem Absolventen ohne Berufserfahrung, sondern mit Praktika, maximal eine Seite sein, auf keinen Fall mehr. Und nach Möglichkeit sollte diese Seite auch nicht von ganz oben bis ganz unten vollgeschrieben sein mit Schriftgröße 8 oder 9, damit sie den Leser von der Formatierung her nicht gleich erschlägt“.

Der Lebenslauf
Ebenfalls essentiell für jede Bewerbung ist der Lebenslauf. Den ersten habt ihr sicherlich schon zu Schulzeiten getippt, doch reicht es selbstverständlich nicht, diesen mal eben zu aktualisieren. Wie auch beim Anschreiben gilt es hier, einige Regeln zu beachten.

Nach den persönlichen Angaben wie Anschrift oder Geburtsdatum listet ihr eure Stationen und Erfahrungen auf. Dabei stellt sich die Frage nach der Reihenfolge. Dazu Taylan Baran: „Ein rückwärts-chronologischer Lebenslauf macht auf jeden Fall Sinn, da es den Leser zuerst interessiert, was der Student aktuell macht. Demnach fange ich mit dem Aktuellsten an und gehe dann nach und nach in die Vergangenheit. Beim Studenten ist es so, dass das Studium als aktuell wichtigster Part im Lebenslauf natürlich vor der beruflichen Erfahrung kommt. Habe ich diese erstmal gesammelt, dann tritt die Information, dass ich irgendwann auch einmal studiert habe, etwas in den Hintergrund“. Ebenfalls situationsbedingt ist die Erwähnung der schulischen Laufbahn: „Habe ich noch keine Berufserfahrung, dann kommt das Abitur auf jeden Fall mit in den Lebenslauf. Ich empfehle sogar den Studenten, die zuvor eine mittlere Reife gemacht haben und dann später drei Jahre auf dem Gymnasium waren, auch die Realschule mit aufzunehmen, da man dem Personaler dadurch Ehrgeiz zeigt. Aber da sollte dann auch Schluss sein: ich erwähne im Lebenslauf natürlich nicht, dass ich irgendwann auch eine Grundschule besucht habe“.

Da die Personaler geübt sind im Analysieren eines Lebenslaufs, empfiehlt Florentine Sellier: „Lücken im Lebenslauf kann man häufig nicht gut verstecken. Daher offen und ehrlich damit umgehen, man wird im Bewerbungsgespräch sehr wahrscheinlich darauf angesprochen. Man sollte sich vorab mit den ‚Lücken‘ oder auch ‚Umwegen‘ auseinander setzen, mit den Gründen dafür und was man in der Zeit eventuell gemacht hat“.

Natürlich sollte auch der Lebenslauf nicht zu lang sein. Für einen Studenten mit ein paar Praktika sollten zwei Seiten ausreichen, in Ausnahmefällen sind drei Seiten in Ordnung, aber das ist auch das Limit. Am Ende darf ruhig noch eine kurze persönliche Note hinzukommen, bspw. mit Angaben zu Freizeitbeschäftigungen.

Wie soll die Mappe aussehen?
Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse verschickt ihr selbstverständlich nicht als lose Blätter, sondern liefert alle Unterlagen in einer Mappe. Nur: welche ist die richtige? Hierzu Taylan Baran: „Ich erhöhe meine Chancen nicht dadurch, dass ich eine Bewerbungsmappe kaufe, die 18 Euro kostet – es sollte natürlich eine saubere, neue Mappe sein, die vielleicht drei oder vier Euro kostet, das ist okay. Aber es sollte nicht übertrieben wirken, denn man sollte nicht versuchen, nur durch die Form der Mappe zu punkten. Wichtig ist der Inhalt, und dass die Mappe an sich natürlich schon ansprechend ist, aber nicht übertrieben auffällt“. Florentine Sellier fügt hinzu: „Der erste Eindruck, den ich von einer Bewerbung habe, ist die äußere Form und das Aussehen der Mappe und der Unterlagen. Keine knalligen Farben, keine billigen Plastikhefter, gutes Papier beim Anschreiben und schönes Material bei der Mappe sind wichtig. Das Innenleben der Mappe gibt es in vielen verschiedenen Variationen – einfach und klar heißt da die Devise. Nichts ist nerviger, als eine kompliziert gestaltete Mappe, bei der ich erst viermal klappen und blättern muss, um relevante Informationen zu erhalten. Beim ersten Aufschlagen muss ich bereits sehen können, um wen es sich handelt“.

(Foto: aboutpixel.de / Dommy)

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