Buchtipp: Vladimir Sorokin Manaraga – Tagebuch eines Meisterkochs

sorokin - manaraga.inddWarum nicht noch die Zeit „zwischen den Jahren“ mit einem guten Buch verbringen oder den Weihnachtsgutschein gleich für etwas Lektüre einlösen? Wir haben für euch noch schnell ein paar Empfehlungen für den Jahresabschluss, bzw. einen idealen Jahresbeginn. Den Anfang macht Vladimir Sorokins Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs, eine düstere Zukunftsvision, nicht nur für Bücherliebhaber.

In der Zukunft werden Bücher nur noch digital vertrieben, wertvolle Erstausgaben werden von den Reichen geordert, um sie als Brennmaterial für die Zubereitung edler Speisen, sogenannter „Lesungen“, zu gebrauchen. Dies ist zwar auch nicht legal, bringt der High Society jedoch den letzten, ultimativen Kick. Géza, aus dessen Tagebuch die Einträge in Manaraga stammen, ist Chefkoch im „Book’n’Grill“ und reist um die Welt, um immer seltenere Exemplare für die anspruchsvolle Kundschaft zu besorgen.

Daneben erfahren wir Allerlei nicht nur über das Russland der Zukunft. So ist der Konflikt zwischen Christen und Islamisten eskaliert, es hat Kriege gegeben und nur wenige konnten ihren Wohlstand sichern. Géza selbst trägt einen Chip im Kopf, der (man fühlt sich an Philip K. Dick erinnert) ihm jegliches Wissen zugänglich macht und auch Einfluss auf seine Stimmung nehmen kann. Sorokins Roman schwankt, wie bei ihm schon fast üblich, zwischen Dystopie und Gesellschaftskritik, ist unterhaltsam, stimmt aber auch sehr nachdenklich und ist somit ideal, die nach all dem Gefeiere wieder zurück auf den Boden der tatsachen wollen.

(Verlag: Kiepenheuer & Witsch)

Autorin: Annette Schimmelpfennig

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