Buchtipp: Salman Rushdie – Golden House

Golden House von Salman RushdieIn Zeiten, in denen es im Weißen Haus eher zugeht wie bei Netflix im Kartenhaus, muss die Literatur schon mit einem goldenen Haus kommen, um überhaupt noch Schritt halten zu können. In seinem neuem Roman porträtiert, und karikiert, Salman Rushdie ein Amerika, das uns allzu bekannt vorkommt und hier, man möchte fast neidisch werden, doch nur Fiktion ist. Golden House ist großes literarisches Kino, das zwar etwas braucht, um in Fahrt zu kommen, dann aber umso fesselnder ist.

Im Zentrum der Erzählung steht Nero Golden, Flüchtling, Baulöwe und Familienoberhaupt dreier Söhne, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Petronius, genannt Petya, Lucius Apuleis, der sich den Rufnamen „Apu“ aussucht, und Dionysus, kurz „D“, begleiten ihren Vater nach New York, wo sie wie er eine neue Identität annehmen und sich somit neu erfinden. Petya ist Autist und widmet sich hauptsächlich seinen Computerspielen. Apu wird erfolgreicher Künstler, der sich jedoch immer stärker nach seinem Heimatland sehnt, D ist sich letztendlich nicht einmal mehr sicher, ob er wirklich ein Mann oder eine Frau ist und Patriarch Nero verliebt sich in die wesentlich jüngere Russin Vasilisa, die ganz eigene Pläne hat. Aufgezeichnet wird all dies von René, einem Filmemacher und Nachbarn der Goldens, der die Familie erst fasziniert für sein Projekt beobachtet und dann immer tiefer in deren Abgründe hineingezogen wird. Und dann ist da noch der neue US-Präsident, wegen seiner grünen Haare und dem fratzenartigen Lächeln nur „Joker“ genannt, der zwar den Nuklearwaffencode besitzt, aber zu stupide ist um zu wissen, was dies eigentlich bedeutet.

Gut, subtil sind Rushdies Referenzen wahrlich nicht, aber das müssen sie im Jahr 2017 auch nicht sein, um trotzdem ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Golden House wandelt stilistisch irgendwo zwischen Gesellschaftsporträt, Satire und modernem Märchen, was gerade den Einstieg etwas konfus und langatmig macht. Nach anfänglicher Schwäche nimmt die Geschichte allerdings Fahrt auf und aus dem überfrachteten Allerlei entwickelt sich ein klarer Handlungsstrang, der spannend bis zum hochdramatischen Schluss bleibt.

Verlag: C. Bertelsmann

(Text: Annette Schimmelpfennig)

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