Buchtipp: Nina Bußmann – Große Ferien

Ein Lehrer und sein Schüler. Sie verbringen die Pausen gemeinsam. Sie verstehen sich gut. Was noch passiert ist, keiner weiß es so genau. Aber normal ist das nicht, da sind sich fast alle einig und lassen es Schramm spüren, spätestens als der Schüler nach einem Vorfall in eine Klinik eingeliefert wird. Und plötzlich wird das bisherige Leben des Lehrers zur zwangsläufigen These für sein Anderssein. Unverheiratet, kinderlos, allein mit der Mutter in diesem großen Haus. Da muss doch was nicht stimmen.

Dabei fehlte er in seinen 30 Jahren als Lehrer keinen einzigen Tag, war immer korrekt. Ein Zurück scheint es nicht mehr zu geben, seit Wochen ist er nun schon nicht mehr in der Schule gewesen. Sein Leben hat sich grundlegend geändert und nur Schritt für Schritt lüftet Nina Bußmann den Schleier darüber, was zwischen Schramm und seinem Schüler Waidschmidt vorgefallen ist. Geschickt streut sie kleine Indizien zwischen die Erinnerung ihrer Hauptfigur an Kindheit und Jugend und seiner tägliche Arbeit im Garten des Hauses. So entfacht sich in ihrem Debütroman ein psychologisch beeindruckendes Vexierspiel über das Leben einer eigenwilligen Figur.

Beim Einstieg in die Geschichte lassen einen Naturbeschreibungen und Neologismen wie ’steifkiefrig‘ jedoch stocken und an der Zugänglichkeit dieses Romans zweifeln. Doch nach kurzer Zeit tritt die Erkenntnis ein, dass eben diese Beschreibungsart passgenau zur Darstellung Schramms taugt und der Leser wie in einem Sog immer mehr in das anspruchsvolle Erzählkonstrukt des Textes hineingezogen wird.

(Text: Albert Henrichs, Verlag: Suhrkamp)

Kommentare sind geschlossen.