Buchtipp: Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße

Gaiman-Der-Ozean-am-Ende-der-Strasse-75-orgEntweder man findet Neil Gaiman richtig, richtig gut, oder man hat noch nie von dem Mann gehört. Mit seinem neuen Roman „Der Ozean am Ende der Straße“ wird sein Bekanntheitsgrad aber hoffentlich schlagartig ansteigen; verdient hätte er es durch dieses meisterhafte Buch auf jeden Fall.

„Der Ozean am Ende der Straße“ erzählt davon, wie ein Mann mittleren Alters anlässlich einer Beerdigung nach Hause zurückkehrt. Doch durch Neubausiedlungen, Umzüge, und persönliche Veränderungen ist die Gegend kaum noch wiederzuerkennen. Ein wenig verloren streift er umher und statt zum Leichenschmaus zu gehen, landet er, wie schon viele Male als kleiner Junge, auf der Farm der Hempstocks. Im Gegensatz zu allem anderen hat sich die Farm über die Jahre kein bisschen verändert, und die anheimelnden Hempstocks ebenso wenig. Es scheint, als stünde hier die Zeit still, und in der ruhigen Idylle der Farm erinnert sich der namenlose Erzähler schlagartig an seine Kindheit und lang verdrängten Geheimnisse.

Die größte Leistung des Romans ist diese Erzählerfigur, die zwar aus dem Erwachsenenalter retroperspektiv von vergessenen Traumata, Magie, und Wundern berichtet, dies aber immer im Ton einer kindlichen Unschuld und Neugier tut. Gaiman ist ein Meister seines Fachs und spinnt gekonnt eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und verzaubert.

(Text: Laura-Marie von Czarnowsky, Verlag: Eichborn)

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