BUCHTIPP: THORSTEN NAGELSCHMIDT – ARBEIT

Nagel Arbeit Nagelschmidt“Anna drückt sich an den Süßigkeiten vorbei in den Hinterraum, räumt ein paar Zeitschriftenstapel zur Seite und greift sich eine Kiste Sternburg. Das Sternburg geht immer am besten. Da kann sie in den Kühlschrank stellen, was sie will, alle wollen das Billigbier.”

Im Gesellschaftsroman “ARBEIT” widmet sich Thorsten Nagelschmidt dem Berliner Nachleben. Aber anstelle eine Geschichte von durchfeierten Nächten, Drogen und Exzess zu erzählen, nimmt er einen Perspektivwechsel vor und stellt den Arbeitsalltag verschiedener Personen vor. Sei es die Kioskverkäuferin Anna, die Horden von betrunken Menschen mit Sterni versorgt, seien es Polizisten, Sanitäter oder Türsteher. Sie alle haben gemeinsam, dass sie das Rückgrat der Partykultur, für die Berlin seit den 1980er Jahren weltweit bekannt ist, sind und dafür sorgen, dass diese Party niemals endet.

Auf knapp 330 Seiten und in 20 Episoden beschreibt Nagelschmidt die nahezu unbeleuchtete Seite Berlins und wirft Fragen auf, die viele Berliner sich nicht stellen wollen, es vielleicht aber tun sollten. Mit seinem fünften Roman geht er damit einen neuen Weg. Denn es ist das erste Werk, in dem der Wahlberliner nicht in die Ferne oder die Vergangenheit – ob nach Rheine, an die Mosel oder das entlegene Alaska – flüchtet, sondern seine Gesellschaftsstudie direkt vor der Wohnungstür beginnt. Dass Nagelschmidt ein ambivalentes Verhältnis zu Berlin hat, macht diesen Roman so lesenswert wie unterhaltsam.

Verlag: S. Fischer

Autor: Frank Hagemann

Kommentare sind geschlossen.