Buchtipp: Matthew Thomas – Wir sind nicht wir

produkt-2303Fast 900 Seiten stark ist dieser Debütroman. Zehn Jahre arbeitete der vorher unbekannte Matthew Thomas, der eigentlich Highschool-Lehrer war, an seinem Werk und wurde damit zum Shooting-Star der amerikanischen Literatur. Das Buch ist ein dicker Brocken, ein Familienepos, das sich von den 40er Jahren des 20. Jahrhundert bis ins Jahr 2011 erstreckt. Man begleitet das Mädchen Eileen, das in einem trostlosen Apartment in New York aufwächst, bei ihren irischen Eltern, die beide ein Problem miteinander und mit dem Alkohol haben. Eileen muss schon mit zwölf auf eigenen Beinen stehen, den Haushalt schmeißen und ihre betrunkene Mutter auf dem Sofa zurechtrücken. Sie ist eine gute Schülerin, möchte Ärztin werden – die Noten dazu hätte sie, doch schließlich wird sie doch nur Krankenschwester. Als sie den Wissenschaftler Ed Leary heiratet und Sohn Connell auf die Welt kommt, scheinen sich ihre Wünsche endlich erfüllt zu haben. Dennoch bleiben die eigenen Bedürfnisse zwischen Arbeit und Muttersein meist auf der Strecke. Und dann bekommt Ed auch noch Alzheimer… Wie die kleine Familie emotional mit der Krankheit umgeht und sich miteinander entwickelt, beschreibt Matthew Thomas auf akribische, realistische, nüchterne Weise, dass den Lesern kein Detail der Zustände entgeht. Und wie man es von einem so dicken Familienepos erwartet, stecken natürlich auch die essentiellen Motive des Lebens darin: Liebe, Hoffnung, aber eben auch Scheitern.

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