Buchtipp: Kristen Roupenian – Cat Person

19783351050573bWenn der Klappentext verkündet, dass jemand „schonungslos, lakonisch und bitterkomisch über Frauen und Männer in einer neuen Zeit schreibt“, darf man die Erwartungen schon einmal hochstecken. Wenn sich dahinter dann auch noch Kristen Roupenian, die Autorin des New Yorker Sensationserfolgs „Cat Person“ verbirgt, wird man nochmals hellhörig, hat sie doch mit dieser Geschichte, und da muss man dem Klappentext Recht geben, das Lebens- und (Un-)Lustgefühl einer Generation eingefangen. Nun also Cat Person, Roupenians erste Sammlung. Diese lässt einen zwar nicht so angewidert zurück, wie das misslungene Date in der gleichnamigen Kurzgeschichte, so richtig Lust auf ein Wiedersehen bekommt man aber auch nicht.

Die insgesamt zwölf Kurzgeschichten decken verschiedenste Genres ab, schwanken zwischen Satire und Autofiktion, flirten mit dem Horror, sind teilweise märchenhaft. Fehlende Wandelbarkeit kann man Roupenian also nicht vorwerfen, wobei der non-existente rote Faden in ihren Stories auf Dauer eher unentschlossen als spielerisch wirkt. Das Hauptproblem von Roupenians Geschichten jedoch ist, dass man ihnen anmerkt, dass sie intentional provokant sind und ihnen dadurch schnell der Reiz abhanden kommt. Roupenian schreibt skandalöse Geschichten, ist aber keine Skandalautorin. Das muss sie auch nicht sein, nur all das „ficken“ und die vielen „Schwänze“ wirken so dermaßen konstruiert, dass man den eigentlichen Inhalt der Geschichten schnell vergisst. Dabei hat Roupenian das gar nicht nötig, denn ihr Schreibstil hat durchaus Potential, was vor allem bei „Nachtläufer“, welches von übernatürlichen Vorkommnissen in Kenia in Verbindung mit einem amerikanischen Friedenskorps erzählt, deutlich wird. Jedoch schöpft sie dieses Potential nicht voll aus. Am besten ist sie immer noch dann, wenn sie hauptsächlich beobachtet und zwischenmenschliche Unmenschlichkeiten beschreibt, was die Groteske „Böser Junge“ bestens belegt. Die Authentizität allerdings, die Leser von „Cat Person“ rätseln ließ, ob das was Roupenian da schreibt wirklich Fiktion oder nicht doch ein Tatsachenbericht ist, vermisst man größtenteils schmerzlich. Wer in der Sammlung auf mehrere „Cat Persons“ hofft, wird demnach enttäuscht sein.

Man merkt Cat Person zudem an, welche Geschichten Roupenian zuvor in Magazinen veröffentlicht hat und welche speziell geschrieben wurden, um den Book Deal zu erfüllen. Etwas seltsam mutet auch der die Titelwahl der deutschen Ausgabe an. Der englische Originaltitel You Know You Want This hätte mit Du Willst Es Doch Auch genauso schön auf Deutsch funktioniert, den Titel von Roupenians bisher größtem literarischen Erfolg als Synonym für ihre Kurzgeschichten zu benutzen, erscheint daher als ein allzu einfacher und vor allem irreführender Marketingtrick. Mehr „Cat Person“, weniger Cat Person, dann kann man sich das mit dem zweiten Date noch einmal überlegen.

(Verlag: Blumenbar)

Autorin: Annette Schimmelpfennig

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