Buchtipp: Kim Gordon – Girl in a Band

9783462047486_10In einem Interview mit Ian Svenonious wurden Sonic Youth mit Musssolini verglichen, weil beide eine Führungsposition eingenommen und Stilbewusstsein bewiesen haben. So absurd, wie der Vergleich auf den ersten Blick wirkt, ist er aber keineswegs. Natürlich ist es fraglich, ob Sonic Youth jemals eine Führungsposition eingenommen haben, aber unumstritten ist, dass sie über mehrere Jahrzehnte hinweg präsenter, aktiver und prägender waren als die meisten Bands, die unter dem scheußlichen Begriff „Alternative“ kategorisiert wurden. Auch seit der Auflösung der Band 2011 hat jedes einzelne Mitglied direkt neue Projekte/Bands gefunden, mit denen sie weiterhin Clubs und Ateliers auf der ganzen Welt füllen.

Kim Gordon zum Beispiel hat eine neue Band namens Body/Head gegründet – und: jüngst ihre Autobiografie „Girl in a Band“ (KiWi) veröffentlicht. Direkt im ersten Kapitel wird die Trennung der Sängerin und Thurston Moore, die in der ganzen Schaffenszeit von Sonic Youth ein (Ehe)paar gewesen sind, thematisiert und auch im weiteren Verlauf wird immer wieder die Beziehung der beiden erwähnt. Es wäre wohl auch keine Autobiografie, wenn Kim Gordon über ihre Erfahrungen in der Band berichten würde, ohne im gleichen Atemzug auch über Thurston Moore zu schreiben. Aber vor allem zeichnet das Buch das ereignisreiche Leben der Sängerin nach – von ihren wilden Erlebnissen als Teenager in den 60ern in Kalifornien, über den Beginn der 80er Jahre in New York, von ihrem Leben als Künstlerin, ihren Männerbekanntschaften und Begegnungen mit anderen Musikern.

In den meisten Rockstar-Biografien werden Frauen zu reinen Lustobjekten degradiert (siehe z.B. „The Dirt“, „White Line Fever“) und sind schlichtweg austauschbar. Gerade weil „Girl in a Band“ aus einer weiblichen Perspektive geschrieben wurde und Frauen keine austauschbaren Lustobjekte sind, ist Kim Gordons Buch wichtig und auch für Leute, die nichts mit Sonic Youth anfangen können, interessant.

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