Buchtipp: Heinz Strunk – Der goldene Handschuh

978-3-498-06436-5 KopieBei Heinz Strunk denken die meisten immer noch an den Komiker, der mit „Fleisch ist ein Gemüse“ nicht nur einen Bestseller, sondern auch eine Floskel erschuf, die bis heute gerne als Schenkelklopfer zum Einsatz kommt. Doch wer genauer hinsieht, wird schon in seinen frühen Werken die Tragik in der Komik bemerken. Strunk selbst gibt offen zu, dass das Generalthema seiner Bücher nämlich das menschliche Leid ist – auch wenn die Romane eher lustig anmuten.

Diese Tatsache wird vor allem seit seinem letzten Werk „Junge rettet Freund aus Teich“, in dem man ganz klar einen Tonwechsel feststellen konnte, immer offenbarer. Das Lachen blieb einem beim Lesen häufiger im Hals stecken. Eine Schwere hatte sich über die Buchstaben gelegt. In „Der goldene Handschuh“ ist das alles nochmal erdrückender. Was sicherlich auch am Thema liegt, das sich Strunk zur Brust genommen hat: Es geht um den Frauenmörder Fritz Honka, um menschliche Abgründe, um ein Milieu der „Schimmligen“, von der Gesellschaft Abtrünnigen. Das ist harter Stoff und so ganz anders als die lustigen Jugend-Anekdoten aus dem „Fleckenteufel“.

Doch wenn man sich darauf einlässt, wird man eines der besten deutschsprachigen Bücher dieses Jahres kennenlernen. Strunk dringt ganz tief ein in dieses Milieu, sieht ganz genau hin, beleuchtet eine tragische Figur, die es schon von Kindheit an schwer im Leben hatte und die „das Pech hatte, zum Mörder zu werden“. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei die Hamburger Kneipe „Der Goldene Handschuh“, wo diejenigen ihre Zeit verbringen, die permanent vom „Schmiersuff“ befallen sind, die nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren haben.

Doch parallel dazu zeichnet Strunk ein ganz anderes Milieu: das einer versnobbten Familie, deren Mitglieder auch ihre Abgründe haben. Dass er diese Parallelwelt als Gegenpol zur Handschuh-Szene nimmt, beweist noch einmal mehr die Feinfühligkeit Strunks, denn so wird Honkas Milieu nicht einfach bloßgestellt, sondern es wird einem das Schicksals(un)gleichgewicht vor Augen geführt, das Menschen zu dem macht, was sie sind. Sehr authentisch und unglaublich fesselnd geschrieben – und völlig zu Recht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

(Verlag: Rowohlt)

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