David Foster Wallace gilt als großes Ausnahmetalent der amerikanischen Literatur. Sein Roman Unendlicher Spaß, sowie seine Kurzgeschichten und die Reportage Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich sind aus der jüngeren Literaturgeschichte nicht mehr wegzudenken. 2008 nahm er sich mit 46 Jahren das Leben, da er unter schweren Depressionen litt. D.T. Max hat ihm mit seiner Biografie Jede Liebesgeschichte ist eine Geistergeschichte ein Denkmal gesetzt.
„Ich bin nicht nur ein Junge, der Tennis spielt. Ich habe eine verzweigte Geschichte. Erfahrungen und Gefühle. Ich bin komplex.“ Das sind die Worte des jungen Hal Incadenzas bei seiner Aufnahmeprüfung an der University of Arizona am Anfang des Romans Unendlicher Spaß. Sie könnten auch am Anfang der Biografie des Autors David Foster Wallace stehen, der sich mit Hal Incadenza ein Alter Ego geschaffen hat.
Auch Foster Wallace war einer der besten Tennisnachwuchsspieler seines Landes. Er machte einen doppelten Universitätsabschluss, in modaler Logik und in Literaturwissenschaften und gab dann in Illinois und Claremont Schreibseminare. Seinen unverwechselbaren Schreibstil erkennt man an jedem einzelnen Satz. Doch weniger ist man als Leser seiner Biografie auf der Suche nach einer Interpretationshilfe von Unendlicher Spaß, als man vielmehr eine Erklärung dafür zu finden erhofft, warum sich Foster Wallace 2008 das Leben nahm. Noch drei Jahre vor seinem Tod hielt er vor den Absolventen des Kenyon College eine so bewegende Rede, die durchaus als Anleitung zum Leben zu verstehen ist, This Is Water. Wie der Autor dieser Rede sich nur kurze Zeit später gegen das Leben entscheiden konnte, ist unbegreiflich.
D.T. Max zeigt David Foster Wallace als eine viel düsterere Persönlichkeit, als man aufgrund seines brillanten Humors hätte annehmen können. Aufgrund seiner Depression nahm er bis kurz vor seinem Tod schwere Medikamente, die ihm die Arbeit an seinem letzten Roman erschwerten. Man wird seine letzte Entscheidung auch durch das Lesen von Jede Liebesgeschichte ist eine Geistergeschichte nicht mehr begreifen, als durch die Lektüre der zahlreichen Passagen in Unendlicher Spaß, in denen er über die Traurigkeit schreibt. Dennoch ist das Portrait von D.T. Max ein wertvoller Beitrag, um diese komplexe Person kennenzulernen, die sich hinter dem Werk von David Foster Wallace verbirgt.
(Text: Maximilian Burk, Verlag: Kiepenheuer & Witsch)