BITS – Nebenjob im Studium

23261735_10155122259553100_981356287_oBITS heißt die neue Kolumne für Alle über alles von Nada Assaad aus Köln.

Morgens um halb sieben, eine Zeit, die der studentische Organismus selten im Wachzustand erlebt. Du bist aufgewacht, weil es irgendwo zwischen Hintern und Bettdecke vibriert. Zeit zum Aufstehen, Zeit zur Arbeit zu gehen. Wobei Arbeit in Deinem Fall eine Tätigkeit darstellt, die augenscheinlich zu belanglos für ausgebildete Fachkräfte ist, aber notwendig genug ist, um jemanden dafür einzustellen.

No Money Mo Problems
Mit dem Eintritt ins Studium fügen sich viele unwissend in das System, nahezu alles gegen Geld zu machen. Jedenfalls scheint dies in Anbetracht der Stellenanzeigen für sogenannte „Studi-Jobs“ die
öffentliche Meinung zu sein. Darin werden immer nur zwei Job-Sorten beworben, die gleichermaßen beschissen sind:

1. Du trägst genau so viel Verantwortung wie Deine nicht-studentischen Arbeitskollegen
Deinen Job kann nicht jeder machen. Trotzdem wirst Du schlecht bezahlt, hast in den meisten Fällen kein Mitspracherecht und musst allerlei Konditionen hinnehmen. Und das alles, obwohl Du dieselbe Verantwortung trägst, wie Deine Vollzeit-ArbeitskollegInnen.

2. Du trägst nicht so viel Verantwortung wie Deine nicht-studentischen Arbeitskollegen
Deinen Job kann jeder machen. Du wirst schlecht bezahlt, hast in den meisten Fällen kein Mitspracherecht und musst allerlei Konditionen hinnehmen. Weil Du Dulli-Arbeiten verrichtest, kannst Du im Nullkommanix ersetzt werden. Das weiß Dein Chef.

Falls Du zu den Menschen gehörst, die ihren Nebenjob als horizonterweiternd und fair entlohnt wahrnehmen, lässt Du Dich gerne ausbeuten oder bist ein gottverdammter Hippie. Die Grenzen sind hierbei fließend.
Denn nichts lässt Menschen aus aller Welt schneller zu Brüdern und Schwestern werden, als beschissene Erfahrungen im Nebenjob.
Wenn pünktlich zu Semesterbeginn Horden von angehenden Arbeitslo…ähm GeisteswissenschaftlerInnen die Städte überfluten, läuft neoliberalen Arbeitgebern förmlich das Wasser im Mund zusammen. (Dies gilt bestimmt auch für NaturwissenschaftlerInnen, jedoch sind mir VertreterInnen dieser sonderbaren Gattung weitestgehend unbekannt.*)

Studierende sind keine „Mädchen für alles“
Ich weiß nicht warum, aber Menschen scheinen gerne und schnell zu vergessen.
Besonders gerne vergessen sie, dass Studierende trotz ihres „unfertig“-Status‘ ernst zu nehmende
Persönlichkeiten sind. Sie vergessen, dass Studierende ernst zu nehmende Meinungen besitzen und
über Ansprüche und Wünschen verfügen, die es würdig sind, gehört zu werden.
Insbesondere Vorgesetzte und nicht-studentische ArbeitskollegInnen setzen das Wort „Studierende“
oft mit „Mädchen für alles“ gleich. Das ist grundlegend falsch.

Ein Nebenjob ist mehr als eine Geldquelle
Um dieses Bild jedoch endlich korrigieren zu können, ist es nötig, den Nebenjob nicht (nur) als reinen Gelderwerb zu sehen. Studierende müssen lernen, dass der frühe Eintritt ins Blitz-Studium bedeutet, dass grundlegende Erfahrungen für das Berufsleben parallel gesammelt werden müssen. Niemand will einen 22-jährigen Berufseinsteiger einstellen, der als Kompetenzen prima Auswendiglernen und ein Pflichtpraktikum vorweisen kann.
Den Nebenjob von dem Stigma der reinen Geldbeschaffungsmaßnahme zu lösen, ist daher immer Aufgabe der Studierenden. Sie müssen sich ihrer Angepasstheit entledigen und kritische Blickwinkel einnehmen. Erst dann kann sich ihre Wahrnehmung dauerhaft ändern.
Folgende Win-Win-Situation ist somit möglich: Die verschiedenen fachlichen Facetten der studentischen Arbeitskräfte erlauben dem Arbeitgeber interessante Blickwinkel auf das betriebliche Geschehen, während Studierende grundlegende Skills wie beispielsweise Konfliktbereitschaft und offene Kommunikation erlernen. Das sind Erfahrungen, die für das post-studentische Berufsleben unerlässlich sind.

To Do:
Setz‘ Dich in Deinem Arbeitsumfeld für einen offenen Dialog ein und bestehe auf Deine Rechte. Wenn Du glaubst, zu wissen, wie etwas besser gemacht werden könnte, mach konstruktive Vorschläge. Wenn Dir was nicht in den Kram passt, merk es sachlich an. Bleib Deinen Prinzipien treu und lass nicht alles mit Dir machen. Wenn Du für Bürotätigkeiten angestellt wirst, musst Du kein Unkraut jäten. Auch nicht wenn jemand nett fragt, der höher positioniert ist als Du.
Noch mal: Ein geringerer Stundenlohn ist keine Berechtigung für Deine ArbeitskollegInnen, Dich für Arbeiten einzuteilen, worauf sie selbst keinen Bock haben.
Es sei denn, Du hast selbst Bock drauf, dann ist das eine andere Sache.

*Für diesen Text befragte ich zusätzlich zwei Freunde, die irgendwas mit Autos studieren.

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